Aus Angst nicht gut genug zu sein

Veröffentlicht von Martina Miciecki am

Da ist es wieder. Dieses Gefühl des Versagens und die eigene Enttäuschung darüber. Habe ich mich nicht genug angestrengt? Hätte ich vielleicht doch noch etwas länger, härter oder intensiver (an mir) arbeiten müssen? Was werden mein Chef, meine Kollegen oder meine Freunde denken oder sagen? Und schwupps ist der Selbstwert im Keller und der Druck steigt. Die Angst, nicht gut genug zu sein, trifft nicht nur Perfektionisten. Wenn Du Dein Mindset ändern und Wege aus der Gedankenfalle finden willst, dann bist Du hier genau richtig.

Warum wir glauben nicht gut genug zu sein

Woher kommen diese Ängste, nicht gut genug zu sein?

Aus individualpsychologischer Sicht trägt jeder Mensch die Angst in sich, nicht zu genügen, aber nicht jeder findet einen gleich guten Weg aus dieser gefühlten Minderwertigkeit heraus. Warum dies aus individualpsychologischer Sicht so ist, hatte ich bereits in diesem Artikel geschrieben.

Jedes Kind entwickelt einen eigenen Lebensstil. Das Muster entsteht bereits in den ersten fünf Lebensjahren durch Erfahrungen, die das Kind mit seinem Umfeld gemacht hat. Das eigene Muster entsteht durch:

Das Selbstbild: wer oder was bin ich?

Das Selbstideal: wie und was sollte ich sein?

Das Weltbild: was meinen die anderen? Was erwarten die anderen von mir?

Folglich: Und deswegen….hier folgt dann die individuelle Schlussfolgerung, was man tun muss oder was man von anderen erwartet.

Je nachdem, ob wir als Kinder dazu ermutigt wurden, eigene Erfahrungen zu machen, neue Dinge auszuprobieren und positiv darin bestärkt wurden, hat sich unser Selbstbewusstsein mehr oder weniger gut entwickelt. Sätze, wie z.B. „Dafür bist Du noch zu klein“ oder „Das ist nichts für Mädchen“ setzen sich in unserem Unterbewusstsein fest und hemmen unseren Mut.

Und wenn wir dann etwas nicht schaffen, holen wir genau diese Gedanken wieder hervor und bestätigen unsere Entscheidungen damit, dass wir dafür natürlich noch zu klein waren oder der Beruf ja nichts für Mädchen ist und wir ihn daher nicht erlernen konnten.

Überzeugungen, die uns antreiben

Je nachdem, in welchem Umfeld wir gross geworden sind und welche Persönlichkeitsstruktur wir haben, triggern wir uns anders. Das Ergebnis ist jedoch leider immer das gleiche. Wir glauben, dass wir nicht gut genug sind.

Welche (Glaubens-)Sätze hast Du immer wieder von Deinen Eltern oder Grosseltern gehört?

  • Den Tag nicht vor dem Abend loben
  • Was Du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf Morgen
  • Der Klügere gibt nach
  • Ordnung ist das halbe Leben
  • Wo ein Wille ist auch ein Weg
  • Gut Ding will Weile haben
  • Müssiggang ist aller Laster Anfang
  • Wer nicht hören will, muss fühlen
  • Den Tüchtigen gehört die Welt
  • u.v.m.

Übung: sammle einen Tag lang alle Deine Überzeugungen und Formulierungen und schreibe diese auf einem Blatt auf. Erinnerst Du Dich vielleicht, wer diese Sätze gesagt hatte?

Martina Miciecki Coaching.Mentoring

Folgen unserer inneren Antreiber

Wenn wir in unserem Leben auf Schwierigkeiten stossen, folgen wir unserem verinnerlichten Muster. Höre in Dich hinein, wenn Du unter Druck kommst, was Dir Deine Gedanken oder Selbstgespräche über Dich verraten!

  • Ist ja typisch, dass das mir passieren muss
  • Ich habe zwei linke Hände
  • Ich muss das alleine schaffen
  • Das wird nicht gut gehen
  • Andere sind viel besser/beliebter/hübscher/intelligenter als ich
  • Haltung bewahren, ich zeige nicht, wie es innerlich in mir aussieht
  • etc.

Fazit: Wir glauben, dass wir nicht gut genug sind! Und dann ergeben wir uns entweder unserem Schicksal (ich kann das nicht, ist halt so) oder wollen uns permanent verbessern (ich muss besser werden). Dies kann bis zum Selbstoptimierungswahn führen.

Wege aus der Gedankenfalle, nicht gut genug zu sein

Es sind also unsere negativen Gedanken, die uns beeinflussen. Und da kommt die gute Nachricht für Dich: Du kannst Deine Gedanken positiv beeinflussen!

Wie Du Deine Muster durchbrechen kannst, geht folgendermassen:

1. Glaubenssätze umformulieren

Sammle alle Sätze, die Dich triggern oder negativ beeinflussen. Und dann formuliere diese positiv um, z.B.

„Ich bin ein Versager“ lautet neu „Ich konnte in meinem Leben schon einige Erfolge erzielen, zum Beispiel XY.“

„Ich muss das alleine schaffen“ lautet neu „Im Team geht es viel einfacher und macht mehr Spass“.

Nimm Dir alle Sätze nach ein paar Tagen nochmals vor und prüfe, ob diese schon stimmig für Dich sind oder ob sie noch „leichter“ für Dich werden können.

2. Fünf gerade sein lassen

Wenn Du dazu neigst immer und immer wieder die gleiche Aufgabe in die Hand zu nehmen, weil Du denkst, das geht noch besser, dann prüfe zuerst, ob das wirklich notwendig ist. Nur weil Du so denkst, heisst das nicht, dass das Dein Chef, Deine Vorgesetzte oder Kolleg:innen das genauso sehen.

Zum einen benötigst Du dafür viel mehr Zeit als andere (was diese stören dürfte) und zum anderen setzt Du Dich unnötig unter Druck (was keiner verstehen wird). Kläre also bei Übernahme einer neuen Aufgabe, was von Dir erwartet wird. Soll es eine Skizze, grobe Aufstellung und Notizen sein oder eine chice Präsentation? Und dann probiere mal Deinen ersten Entwurf abzugeben (Ja, da wirst Du jetzt vermutlich schwer schlucken!). Wenn der Entwurf wirklich nicht genügen sollte, kannst Du immer noch nacharbeiten.

Wenn Du zu Perfektionismus neigst, wird der erste Entwurf aber bereits schon sehr sehr gut sein. Weil Du gar nicht anders kannst. Und ich weiss, wovon ich spreche, weil ich eine Perfektionistin bin und auch erst lernen musste, dass die Erwartungshaltung von mir und nicht von anderen kommt. Ich habe inzwischen viel Zeit für mich gewonnen, wenn ich fünf mal gerade sein lasse.

Tipps, wie Du den Perfektionismus loswerden kannst, findest Du ansonsten auch im Buch „Perfektionismus ist ein Arschloch“ von Attila Albert.

3. Teamarbeit statt Einzelkämpfer

Gerade für Personen, die dazu neigen, immer gewinnen zu wollen oder glauben, dass es sowieso niemand besser kann, als sie selbst, für die ist Teamarbeit kein leichtes Unterfangen. Du könntest aber viel Druck von Dir nehmen und diesen auf mehrere Schultern verteilen. Die Diversität im Team hat unglaubliche Vorteile. Wenn jede und jeder seine Stärken einbringen kann, kann man selbst Energie und Zeit sparen in den Bereichen, in denen man selbst nicht so gut ist. Dafür benötigst Du aber ein Umdenken, indem Du auf die Stärken der anderen achtest und Geduld und Nachsicht übst, wenn andere in Deinem Stärkenbereich eine andere Messlatte haben.

4. Prioritäten setzen

Statt immer auf Höchstleistungen und im Vollgas-Modus zu sein, solltest Du immer wieder die Prioritäten überprüfen und neu setzen. Was ist wirklich wichtig? Wo sind die Erholungspausen und Ruhezeiten? Stimmt der Mix aus An- und Entspannung? Bei welcher Aufgabe ist Deine höchste Konzentration und Dein voller Einsatz gefordert? Bei welcher Aufgabe könntest Du das Tempo rausnehmen, Dich zurückstellen und andere glänzen lassen?

5. Lob und Komplimente annehmen

Wer sich nicht gut genug fühlt, hat in der Regel auch Schwierigkeiten Lob und Komplimente anzunehmen. Versuche Lob und Komplimente ganz bewusst anzunehmen, indem Du Dich herzlich bedankst und es dabei belässt. Dein Chef lobt Dich, dass die Präsentation gut gelungen ist? Antworte: „Danke, das freut mich.“ PUNKT. Schiebe kein: „War ja nicht schwer“ oder „Das hätten andere auch geschafft“ dahinter. Nimm das Lob auf und akzeptiere es als Ergebnis Deiner Leistung.

Sammle Dankesschreiben, Lob-Mails oder ähnliches in einem Ordner. Schreibe die Komplimente, die Du erhalten hast, in ein Büchlein. Immer wenn Dir Zweifel an Dir selbst kommen, lies in Deiner Sammlung.

6. Sich nicht vergleichen

Versuche nicht Deine Leistungen oder Dich selbst mit anderen zu vergleichen. Warum sich vergleichen nicht lohnt und auch hier die Angst entsteht, nicht gut genug zu sein, liest Du in meinem Artikel Höre auf Dich mit anderen zu vergleichen.

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Martina Miciecki Coaching.Mentoring

Die Autorin:
Hallo, ich bin Martina, diplomierte Coach und Betriebliche Mentorin FA. Ich zeige ambitionierten Nachwuchskadern und erfahrenen Führungspersönlichkeiten, wie sie souveräner, charismatischer und erfolgreicher ihre Führungsrolle ausüben können. Ich lebe in Frauenfeld (Schweiz), liebe meinen Balkongarten mit Blumen und Gemüse und schwöre auf Poweryoga für meine geistige und körperliche Fitness.



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