Selbstzweifel bei Führungskräften: Ursachen verstehen, Lösungen finden

Veröffentlicht von Martina Miciecki am

Selbstzweifel bei Führungskräften sind nicht selten. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung sind ein Drittel der befragten Führungskräfte davon betroffen. Welche häufigen Ursachen dahinterstehen und was Du aktiv dagegen tun kannst, erfährst Du hier. 

Junge europäische Führungsfrau umgeben von leeren Gedankenblasen, die innere Reflexion symbolisieren.

Deine nächste grosse Entscheidung steht an – und plötzlich sind sie da: diese nagenden Zweifel, die Dich fragen lassen: „Bin ich der Aufgabe wirklich gewachsen? Treffe ich die richtige Entscheidung? Bin ich bereit dafür?“ Diese Gedanken sind in Führungspositionen völlig normal und weit verbreitet. Das Führungskräfte-Radar der Bertelsmann-Stiftung belegt: fast ein Drittel der Führungskräfte kämpft regelmässig mit solchen Selbstzweifeln.

Ich kann das wirklich gut nachvollziehen, weil auch ich während meiner operativen Führungszeit immer wieder Selbstzweifel hatte. „Schaffe ich das?“, „Bin ich gut genug?“, „Wie wird das Team reagieren, wenn ich…?“

Lass uns daher zuerst mal den Ursachen auf den Grund gehen, also warum Selbstzweifel überhaupt entstehen. Und danach bekommst Du natürlich wieder praxiserprobte Strategien von mir, wie Du mit den Zweifeln umgehst und sie für Deine Weiterentwicklung nutze kannst. Selbstzweifel haben nämlich auch eine positive Seite. Ich zeige Dir Wege, wie Du Deine Selbstzweifel überwinden und in Deiner Führungsrolle selbstsicherer und erfolgreicher agieren kannst.

Selbstzweifel bei Führungskräften: Ein häufiges Phänomen

Das Führungskräfte-Radar der Bertelsmann Stiftung hat knapp 1000 Führungskräfte in Deutschland befragt. Das Ergebnis? 30% der Befragten haben einen hohen Wert auf der Skala des Führungszweifels. Zwischen 21,4% und 25,6% empfinden ihre Führungsverantwortung meist als Belastung, sind unsicher, ob Führung ihnen liegt, und haben das Gefühl, ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht zu werden.

Quelle: 24_02_2020_BSt_ID876_Fuehrungskraefte-Radar_layout_V4.pdf (bertelsmann-stiftung.de)

1. Hohe Erwartungen an sich selbst

In Führungspositionen setzt man sich oft hohe Standards. Der Druck, perfekt sein zu müssen, kann lähmend wirken und Zweifel nähren. Viele Führungskräfte fühlen sich verpflichtet, in jeder Situation die beste Leistung zu erbringen, was zu einem dauerhaften Gefühl der Unzulänglichkeit führen kann. Ein Beispiel: Eine Führungskraft plant eine wichtige Präsentation und hat das Gefühl, dass sie auf jede Frage vorbereitet sein und alle Erwartungen übertreffen muss. Dieser Druck kann dazu führen, dass sie an ihren Fähigkeiten zweifelt und sich unsicher fühlt. Und in der Folge wird sie nicht mehr mutig und souverän auftreten. Fragen, die Dich beschäftigen können: Bin ich gut genug? Schaffe ich das?

2. Angst vor Fehlern

Die Furcht vor dem Scheitern kann in Führungsrollen besonders stark sein. Viele befürchten, dass Fehler negative Folgen für ihr Team oder das Unternehmen haben könnten. Dies kann dazu führen, dass innovative Ideen zurückgehalten, Entscheidungen vertagt oder Risiken vermieden werden, aus Angst vor negativem Feedback. Die Folge ist Unsicherheit, zögerliche Entscheidungen oder Vertuschen der eigenen Fehler (zu Lasten anderer Personen). Fragen, die Dich beschäftigen können: Soll ich oder soll ich nicht? Was werden die anderen sagen?

3. Grosse Verantwortung

Die Verantwortung für das Wohlergehen und die Leistung eines ganzen Teams oder eines Fachbereichs zu tragen, kann belastend sein. Führungskräfte fragen sich, ob ihre Entscheidungen das Team positiv beeinflussen und ob sie die richtigen Rahmenbedingungen für den Erfolg schaffen. Zudem ist es für viele Führungskräfte nicht einfach, Kritik auszusprechen oder unpopuläre Entscheidungen zu treffen, aus Sorge, wie die Mitarbeitenden reagieren könnten. Fragen, die Dich beschäftigen können: Habe ich mich übernommen? War der nächste Karriereschritt doch eine Nummer zu gross für mich?

4. Vergleiche mit anderen

Der Vergleich mit anderen Führungskräften kann verunsichern und ebenfalls zu Selbstzweifeln führen. Social Media verstärkt dieses Gefühl oft noch. Es ist leicht, sich beim Scrollen durch LinkedIn von den Erfolgen anderer Führungspersönlichkeiten einschüchtern zu lassen und die eigenen Leistungen in Frage zu stellen. Fragen, die Dich beschäftigen können: Warum hat die so schnell Karriere gemacht? Warum ist der erfolgreicher als ich?

5. Mangelndes Feedback

Ohne regelmässiges und konstruktives Feedback fällt es schwer, die eigene Leistung realistisch einzuschätzen. Früher hattest Du eine oder einen Vorgesetzten, der Dir Feedback zu Deiner Leistung gegeben und Dich gelobt hat. In Führungspositionen kann es vorkommen, dass man selten ehrliches Feedback erhält. Oder ab einem gewissen Level überhaupt kein direktes Feedback mehr erhält. Dies kann zu Unsicherheiten führen, selbst wenn das Team die Führung sehr schätzt und alles rund läuft. Fragen, die Dich beschäftigen können: Werde ich den Anforderungen gerecht? Schätze ich die Situation richtig ein?

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Selbstzweifel geben Dir die Möglichkeit, innere Ängste oder vermeintlich mangelnde Fähigkeiten aufzudecken und durch lösungsorientiertes positives Handeln zu ändern. Ausserdem treiben Dich Selbstzweifel an, dazuzulernen und Dich weiterzuentwickeln. Wenn Du nie Zweifel hättest, würdest Du vielleicht auch nie etwas verändern wollen. Sinnvoll ist es daher, die Selbstzweifel immer wieder zu reflektieren und zu analysieren.

1. Setze realistische Ziele

Statt nach Perfektion zu streben, konzentriere Dich auf erreichbare Ziele. Feiere auch kleine Erfolge und erkenne Deine Fortschritte an. Teile grosse Projekte in überschaubare Schritte auf und nimm Dir regelmässig Zeit, um Deine Ergebnisse zu reflektieren. Selbstmotivation ist ein wichtiger Faktor der Führung. Wie behältst Du positive Gedanken, auch wenn es schwer wird? Fokussiere Dich auf das, was Du gut kannst und was bisher gut geklappt hat. Für alles andere findest Du neue Lösungen.

2. Betrachte Fehler als Lernchancen

Ändere Deine Perspektive auf Fehler: sie sind keine Niederlagen, sondern wertvolle Gelegenheiten zur Weiterentwicklung. Führe ein „Lernjournal“, in dem Du aus jeder Erfahrung Erkenntnisse ziehst. Reflektiere, wie es dazu kam und prüfe für Dich, ob Du anhand der zu dem Zeitpunkt vorhandenen Informationen nach bestem Wissen und Gewissen und im Sinne des Unternehmens gehandelt hast. Wenn Du das mit Ja beantworten kannst, hast Du nichts falsch gemacht. Gibt es neue Informationen, kannst Du die Entscheidung ergänzen oder revidieren. Sprich offen im Team über Fehler als Chance und ermutige andere, dasselbe zu tun.

3. Verantwortung abgeben

Die Verantwortung für ein ganzes Team kann manchmal belastend sein und auch zu Selbstzweifeln führen. Ein effektiver Weg, dies zu bewältigen, ist das Teilen und Delegieren von Verantwortung. Indem Du Aufgaben und Entscheidungen an Deine Teammitglieder delegierst, förderst Du nicht nur deren Eigenverantwortung, sondern entlastest auch Dich selbst. Wie Du konkret die Eigenverantwortung in Deinem Team stärken und Verantwortung clever abgeben kannst, habe ich in meinem Artikel Mitarbeiterführung: Verantwortung abgeben ausführlich beschrieben.

4. Reduziere den Vergleichsdruck

Fokussiere Dich auf Deine eigenen Ziele und Erfolge und begrenze Deine Zeit auf Social Media. Folge nur den Menschen, die Dich inspirieren und ermutigen. „Entfreunde“ Dich von den Menschen, die Dir kein Vorbild sind oder Dich runterziehen. Vergleiche Dich mit Dir selbst, was Du in 1 Monat, 1 Jahr oder 5 Jahren alles schon erreicht hast. Welche Entwicklung Du gemacht hast. In welchen Bereichen Du (über Dich hinaus) gewachsen bist. Warum sich mit anderen vergleichen nicht lohnt, liest Du hier.

5. Hole Dir aktiv Feedback

Um Selbstzweifel abzubauen, kann es auch unterstützend sein, einen regelmässigen Austausch mit Vorgesetzten und dem Team zu pflegen. Offener Austausch ermöglicht es Dir, Gedanken, Spannungen und Unsicherheiten direkt anzusprechen und auszuräumen.

Zusätzlich kann es hilfreich sein, sich einen Sparringspartner zu suchen – sei es in Form einer Mentorin oder eines Coaches. Diese Person kann Dir wertvolles Feedback geben, Dich unterstützen und helfen, Deine Zweifel zu reflektieren. Der Austausch mit jemandem, der Dich versteht und bereits ähnliche Herausforderungen gemeistert hat, kann enorm entlastend wirken.

Durch diese regelmässigen Gespräche schaffst Du nicht nur Klarheit über Deine Rolle und Entscheidungen, sondern stärkst auch Dein Selbstvertrauen als Führungskraft.

Selbstzweifel gehören zum Führungsalltag, müssen Dich aber nicht ausbremsen. Ganz im Gegenteil: wenn Du Deine Selbstzweifel regelmässig reflektierst und analysierst, können sie Dich sogar in Zukunft zu besseren Entscheidungen führen, weil Du gründlicher darüber nachgedacht, alternative Perspektiven berücksichtigt und Dich bewusster für die potenziellen Konsequenzen entschieden hast.

Mit den vorgestellten Strategien kannst Du Deine inneren Stimmen positiv beeinflussen und als selbstbewusste Führungskraft agieren. Denk daran: jede erfolgreiche Führungskraft hat Momente des Zweifels erlebt. Es kommt aber darauf an, was Du daraus machst. Lässt Du Dich ausbremsen oder packst Du es an und überwindest Deine Zweifel?

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Martina Miciecki Coaching.Mentoring

Die Autorin:
Hallo, ich bin Martina, diplomierte Coach und Betriebliche Mentorin FA. Ich zeige ambitionierten Nachwuchskadern und erfahrenen Führungspersönlichkeiten, wie sie souveräner, charismatischer und erfolgreicher ihre Führungsrolle ausüben können. Ich lebe in Frauenfeld (Schweiz), liebe meinen Balkongarten mit Blumen und Gemüse und schwöre auf Poweryoga für meine geistige und körperliche Fitness.



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