Teamkonflikte vermeiden: Wie Du den stinkenden Fisch entlarvst

Veröffentlicht von Martina Miciecki am

Du merkst, dass in Deinem Team etwas nicht stimmt. Die Stimmung ist gedrückt, aber niemand möchte darüber reden. Aus Angst oder Unsicherheit? Klar ist, wenn Du nichts unternimmst, wird es sich zuspitzen und in einem Konflikt enden – und der Fisch erst so richtig stinken. Du willst Teamkonflikte vermeiden. Wie Du den stinkenden Fisch entlarvst und damit Konflikte im Team frühzeitig erkennst und vermeidest, erfährst Du hier.

Teamkonflikte-vermeiden

Neulich bat mich eine Teamleiterin, die noch frisch in ihrer neuen Führungsfunktion ist, um einen Rat. Es sei nicht mehr harmonisch im Team und es käme des Öfteren zu Spannungen und Streitereien. Das Team sei neu zusammengesetzt mit älteren und jüngeren Personen und die Ansichten zu fachspezifischen Themen gingen auseinander. Alte Strukturen treffen auf Neuerungen. In Teammeetings wird daher eher nur gemeckert als konstruktiv diskutiert oder an Verbesserungen gearbeitet. Und egal, wie man sich einigt, ein Teil fühlt sich übergangen oder ausgeschlossen.

Eine Situation, die sicherlich viele Führungskräfte nachvollziehen können. So unterschiedlich die Gründe oder Themen sein können, das Ziel ist das Gleiche: Konsens im Team finden und einen Konflikt vermeiden. Einfach gesagt!

Ich zeige Dir 2 Methoden, wie Du Prozesse im Team steuern, beobachten und Konflikte abwenden kannst.

Teamkonflikte vermeiden – Methode 1: Start – Stop – Weiter so

Du benötigst einen Flipchart oder eine Pinnwand oder ein Whiteboard. Sollten keine technischen Hilfsmittel vorhanden sein, nimm ein grosses Blatt Papier im Querformat. Für Teams, die remote arbeiten, funktioniert es auch bestens mit Miro.

Unterteile das Board oder Blatt in drei Spalten: Start – Stop – Weiter so. Die Definition der Wörter hängt ein wenig von Deinem Thema ab. Hier könnte dies lauten wie folgt:

Start: was wollen wir implementieren/neu machen/neue Ideen entwickeln/Lösungen finden

Stop: womit hören wir auf/verfolgen wir nicht mehr weiter/möchten wir nicht mehr im Team machen

Weiter so: was macht Freude/was läuft toll/wo sind wir im Flow?

Ablauf

Als Einstieg legst Du eine Frage fest, um die sich die Teamarbeit drehen soll, z.B. „Was macht unsere Zusammenarbeit aus?“ oder „Was fördert unsere Zusammenarbeit?“

In der Regel ergeben sich daraus Antworten für die Felder Start oder Weiter so. Die Antworten können einzeln auf Post-it oder farbige Karten notiert werden. Am Besten schreibt jedes Teammitglied oder sie rufen Dir zu, was Du notieren sollst. Notiere alles, was Dir zugerufen wird, und unterbreche den Prozess nicht. Halte Dich zurück und lasse das Team sprechen.

Im zweiten Schritt sortierest Du die Post-It oder Karten und gruppierst gleiche oder ähnliche. Danach einigt ihr euch, welche Punkte am Wichtigsten sind und somit priorisiert behandelt werden. Ihr könnt entweder klassisch per Handzeichen abstimmen oder mit Punktevergabe arbeiten.

Jeder Punkt sollte in den Spalten nur einmal erscheinen, d.h. ein gleicher Punkt kann nicht in mehreren Spalten erscheinen oder einmal positiv in einer und einmal negativ in einer anderen Spalte. Sollte die Liste länger werden, einigt euch unbedingt auf 2 bis max. 3 zum Einstieg.

In der Folgewoche oder im nächsten Meeting nehmen ihr euch die Tabelle wieder vor und macht eine Rückschau. Haben sich Punkte verändert? Konnten sich Ideen/Lösungen aus dem Startbereich verfestigen und können in Weiter so verschoben werden? Oder gibt es Punkte, die sich nicht bewährt haben und daher in den Stop-Bereich genommen werden? Besprecht es im Team und entscheidet gemeinsam.

Fazit

Es ist eine tolle Methode kontinuierlich im Austausch zu bleiben und das Team den Prozess mitbestimmen und vor allem daran mitwirken zu lassen.

P.S.: Du kannst diese Methode auch für Einzelgespräche mit Mitarbeitenden verwenden, um Feedback zu geben. Du passt die Fragen entsprechend an: Was läuft gut? Wo will die/der Mitarbeitende sich verbessern? Was macht die/der Mitarbeitende aus Deiner Sicht gut? Wo sollte er oder sie dran bleiben? Was sollte er oder sie abstellen/vermeiden/aufhören zu tun?

Martina Miciecki Coaching.Mentoring

Teamkonflikte vermeiden – Methode 2: Der stinkende Fisch

Wenn Du meinst, es geht in dieser Methode darum, Deinen Vorgesetzten zu entlarven – getreu dem Motto „Der Fisch stinkt vom Kopf“ – dann liegst Du leider falsch. Zu vergiftetem Betriebsklima und toxischen Chef:innen habe ich bereits geschrieben. Ebenso räume ich in weiteren Artikeln mit den hartnäckigsten Mythen über Unternehmenskultur auf und zeige Dir die 6 Erfolgsfaktoren für eine positivere Kultur in Deinem Unternehmen.

In dieser Methode geht es darum Unsicherheiten, Ängste und Blockaden aufzudecken und Dinge zu benennen, die ansonsten nicht ausgesprochen werden.

Eine sehr schöne Visualisierung habe ich bei Gustavo Razzetti gefunden in Form einer Canvas:

Quelle: https://www.fearlessculture.design/blog-posts/uncover-the-stinky-fish-canvas

Mögliche Definition der Felder

Uncertainties (Unsicherheiten): Dinge oder Situationen, die unsicher machen oder das Gefühl geben die Kontrolle verloren zu haben

Anxieties (Ängste): Dinge oder Situationen, die negative Emotionen auslösen, nervös machen oder den Fokus nehmen

Silent problems (stille Probleme): Dinge oder Situationen, an die jeder denkt, aber niemand anspricht

Past issues (Blockaden): Dinge oder Situationen aus der Vergangenheit, die einen nicht loslassen oder über die man nicht hinwegkommt

Ablauf

Du kannst eine ähnliche Vorlage zeichnen oder hier herunterladen: Click here to download your PDF copy of the Stinky Fish Canvas

Erkläre zu Beginn, dass es in dieser Übung einzig und allein darum geht versteckte Probleme aufzudecken und Dinge ans Tageslicht zu bringen, über die sonst nicht gesprochen wird. Stelle sicher, dass verstanden wird, dass es nicht um Sanktionen geht, sondern um das gemeinsame Verbessern der Teamleistung oder der Zusammenarbeit. Nur Probleme, die aufgedeckt oder angesprochen werden, können auch behoben werden.

Umso länger Probleme unausgesprochen bleiben, umso „stinkender“ wird der Fisch, d.h. das Konfliktpotenzial steigt.

Gib jedem Teammitglied eine Kopie des Stinky Fish Canvas. Lasse jede Person in Ruhe eigene Gedanken notieren, indem Du Post-It verteilst oder die Teilnehmenden direkt in die Felder auf ihrer Canvas schreiben.

Wenn alle fertig sind, hängt jede und jeder das eigene Ergebnis z.B. an eine Pinnwand. Jede Person teilt nun die eigenen Gedanken mit den anderen. Es werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede besprochen und dann Ziele definiert. Auch hier kannst Du zuerst ähnliche Themen bündeln und danach abstimmen, welche Punkte ihr zuerst angehen wollt.

Nach Gustavo Razzetti können danach Klebepunkte in 3 Farben vergeben werden. Jede und jeder erhält pro Farbe 1 Punkt.

Farbe 1: Was trifft uns am meisten/tut uns am meisten weh

Farbe 2: Was ist am einfachsten zu beheben

Farbe 3: Was wird uns am meisten helfen

Daraus ergibt sich eine Priorisierung der Themen aufgrund Teamentscheid und es können gemeinsame Massnahmen definiert werden. Der Massnahmenplan kann dann als Aktionsplan mit Fristen, Vision/Miroboard oder Zielvereinbarung festgehalten werden. Danach heisst es kontinuierlich an der Umsetzung dran bleiben.

Fazit

Mit der humorvollen gestalteten Canvas bietet sich eine gute Möglichkeit Punkte zu Papier zu bringen, die bisher nicht an- oder ausgesprochen wurden. Du beziehst Deine Mitarbeitenden mit ein und unterstützt sie beim Prozess. Der Mut der Mitarbeitenden, gewisse Themen oder Ängste anzusprechen, sollte in Form von Anerkennung und Wertschätzung belohnt werden. Notorische Meckerer kannst Du etwas in ihre Grenzen weisen, wenn diese nur hinten rum kritisieren können, es aber nicht offen ansprechen und damit zu Lösungen beitragen wollen. Oder wenn andere im Team deren Meinung nicht teilen und die Kritik als weniger wichtig eingestuft wird. Es gilt Farbe zu bekennen.

Weitere Teambuilding Massnahmen findest Du übrigens noch hier. Sollte ein Konflikt bereits eingetreten sein, findest Du hier eine Anleitung, wie Du den Konflikt in 4 Schritten lösen kannst.

Hast Du den stinkenden Fisch in Deinem Team bereits entlarvt?

Hinterlasse mir gerne einen Kommentar!

Leadership DNA: Dein nächstes Ziel ist eine Führungsposition oder Du bist frisch in einer gestartet? Hier lernst Du, wie Du mit Herz und Verstand führst. In meinem Coaching-Programm erfährst Du, wie Du Deinen Führungsstil entwickelst und Deine Fähigkeiten optimal einsetzt. Wie Du Dich selbst clever organisierst und Dein Team smart führst, so dass Du richtig durchstartest und langfristig Spass an der Führungsrolle hast. (Gruppen-Programm mit Lern-Modulen und Live-Sprechstunde.)

Leadership Growth Mastermind: Du bist bereits seit längerer Zeit in einer Führungsposition? Die Mastermind ist ein Peer-Coaching für erfahrene Leaderinnen inkl. Live-Workshops zu Psychologie, Coaching, Leadership-Skills und Mindset. Die Luft wird oben manchmal dünner und es fehlt der Raum oder die Person für gemeinsames Reflektieren, Experimentieren und für individuelle Lösungen. Hier bekommst Du einen Austausch unter gleichgesinnten Führungskräften, die sich gegenseitig unterstützen, motivieren, herausfordern und gemeinsam Erfolge feiern. (Coaching in der Kleingruppe mit individueller Betreuung.)

Leadership Boost: Du wünschst Dir eine exklusive Betreuung? Die gibt es hier. Nur Du und ich – intensive Zusammenarbeit, um Klarheit und Ausrichtung zu finden, Führungsfragen zu klären, Herausforderungen zu überwinden, selbstbewusster und mutiger, entspannter und gelassener, kreativer und innovativer zu werden, um Deine Träume und Ziele zu verwirklichen oder Lösungen und neue Perspektiven zu finden. (Einzelbegleitung individuell und intensiv.)

Du bist nicht ganz sicher, welche die passende Option für Dich ist? Buche Dir Dein kostenloses Kennenlerngespräch und wir finden es gemeinsam heraus.

Du möchtest regelmässig Impulse erhalten zu den Themen Leadership, Teamführung und Worklife?

Dann trage Dich gerne in meinen Impulsletter ein.

Martina Miciecki Coaching.Mentoring

Die Autorin:
Hallo, ich bin Martina, diplomierte Coach und Betriebliche Mentorin FA. Ich zeige ambitionierten Nachwuchskadern und erfahrenen Führungspersönlichkeiten, wie sie souveräner, charismatischer und erfolgreicher ihre Führungsrolle ausüben können. Ich lebe in Frauenfeld (Schweiz), liebe meinen Balkongarten mit Blumen und Gemüse und schwöre auf Poweryoga für meine geistige und körperliche Fitness.


Kategorien: LeadershipTeam

0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Avatar-Platzhalter

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert