Salat oder Fleisch? Führen in der Sandwichposition

Veröffentlicht von Martina Miciecki am

Nein, bitte nicht wegklicken. Du bist nicht in einem Food Blog gelandet! Der bildliche Vergleich der Führungskraft in einer Sandwichposition bietet sich jedoch wunderbar an. Aber egal, ob Du Dich für Salat oder Fleisch entscheidest, Du sitzt in der Falle, der Sandwich-Falle. Warum das so ist und einen Ausweg aus dem Dilemma zeige ich Dir hier.

Führen in Sandwichposition

Was ist eine Sandwichposition?

Ein klassisches Sandwich besteht aus zwei zusammengeklappten belegten Brotscheiben, mutmasslich eine Erfindung des John Montagu, 4. Earl of Sandwich.

Übertragen auf eine Führungsposition bedeutet dies, dass die Brotscheibe über Dir Deine Vorgesetzten, die Brotscheibe unter Dir Deine Mitarbeitenden sind. Beides wird schön zusammengedrückt, damit Du als Salatblatt oder Fleisch in der Mitte nicht rausfällst und alles schön zusammenhältst. Ergänzen kann man dies wahlweise noch mit einer Sauce oder -um bei der bildlichen Darstellung zu bleiben- mit weiteren Personen, die ihren Senf dazugeben. Das können Kunden oder andere Stakeholder sein, die ein Interesse an dem Produkt oder der Dienstleistung haben, welche Du verantwortest.

In vielen meiner Führungspositionen war ich mal Salat und mal Fleisch – also oben auf oder bin drunter gekommen. Oder beides, wenn ich aufgrund Fluktuation und schleppender Nachbesetzung mehrere Abteilungen zeitgleich führen musste. Der Druck ist enorm, da von oben ambitionierte Zielvorgaben kamen und von unten die Mitarbeitenden stöhnten, weil sie noch mehr oder noch länger arbeiten mussten. Ein echtes Dilemma, wenn man in dieser Sandwich-Falle sitzt.

Vorteile einer Sandwichposition

Nach den Ausführungen in der Einleitung könnte man meinen, es sei wenig erstrebenswert eine Führungsrolle in einer Sandwichposition erlangen zu wollen. In der Praxis sind jedoch sehr viele Führungspositionen per Definition eine Sandwichposition:

  • Abteilungsleiter:innen
  • Teamleiter:innen
  • Schichtleiter:innen
  • Bereichsleiter:innen
  • Projektleiter:innen
  • Gruppenleiter:innen
  • und weitere

Was haben Personen dieser Gruppen gemeinsam? Es waren Mitarbeitende, die entweder über ein grosses Fachwissen verfügten, positiv auffielen und daraufhin befördert wurden. Oder Personen, die gut im Team funktionierten, sich durchgesetzt haben und daraufhin mehr Verantwortung übertragen bekommen haben.

Daher ergeben sich einige Vorteile, wenn sich Mitarbeitende in eine Sandwichposition clever bewegen:

Vorteil 1: Aktive Mitgestaltung

Diese Menschen verstehen die operative Basis. Sie waren bis vor Kurzem selbst Mitarbeitende oder Mitarbeitender und wissen, wo es hakt, an welchen Schrauben gedreht werden müsste und können jetzt etwas verändern.

Ideen, die Du als Mitarbeitende eingebracht hattest, aber nie erhört wurden, können nun Gehör finden oder sogar direkt von Dir umgesetzt werden, wenn es der definierte Handlungsspielraum zulässt. In den meisten Unternehmen wird heute zielorientiert geführt und gearbeitet, d.h. das Ergebnis zählt und nicht der Weg dorthin.

Also experimentiere zusammen mit Deinem Team, wenn Du der Meinung bist, dass das Ziel auf einem anderen Weg mit weniger Ressourcen, Kosten oder mehr Vergnügen erreicht werden könnte. Du könnest somit Deine Sandwichposition nutzen, um den Weg zum Ziel zu optimieren, indem Du Dich aktiv einbringst.

Vorteil 2: Versuch und Irrtum erlaubt

Wenn es Deine erste Teamleiterin- oder Abteilungsleiter-Position ist, kannst Du auch mal einen Fehler machen. In einem kleinen Team und mit Deinem ersten definierten Verantwortungsbereich ist die Tragweite überschaubar und Du kannst jederzeit Deinen Fehler ausbügeln, ohne dass Du grosse Konsequenzen befürchten musst.

Niemand erwartet von Dir, dass Du von Anfang an alles kannst. Wenn Du zu unsicher bist, kannst Du Dich im Team austauschen oder in der nächsthöheren Ebene nachfragen. Du kannst somit die Sandwichposition nutzen, um von beiden Seiten zu lernen, Deinen eigenen Führungsstil zu definieren und Dich kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Vorteil 3: Allrounder

Wer in eine Sandwichposition befördert wurde oder diese bewusst angestrebt hat, ist in der Regel ein Allrounder. Schliesslich wollen unterschiedliche Anspruchsgruppen ihre Interessen vertreten haben. Du kennst die Sorgen und Nöte Deiner ehemaligen Kolleg:innen, Du tauschst Dich mit den Kund:innen aus und Du informierst Dich über die strategischen Ziele oder aktuellen Knackpunkte in der höheren Führungsebene.

Du kannst in Deiner Sandwichposition somit ein 360°-Wissen aufbauen, das es Dir ermöglicht Themen aus verschiedenen Gesichtspunkten zu betrachten, die unterschiedlichen Stimmen einzubringen und dann nach bestem Wissen und Gewissen Entscheidungen zu fällen.

Vorteil 4: Mitarbeitende fördern und fordern

Du weisst, auf wen Du Dich als Kolleg:in immer verlassen konntest. Du kennst aber auch zu gut Deine ehemalige Kolleg:in, die sich gerne vor der Arbeit drückt oder den anderen Kolleg:innen Aufgaben liegen lässt. Du kannst nun gezielt Mitarbeitende weiterentwickeln. Gib Feedback, besprich Erlebnisse aus der gemeinsamen Vergangenheit und definiere Spielregeln und Ziele.

Fördere und Fordere die guten Mitarbeitenden, pushe die weniger guten oder entledige Dich der „faulen Eier“. Vergiss nicht, dass Du Vorbild bist und es nicht um persönliche Befindlichkeiten geht, sondern um die betrieblichen Interessen und das Erreichen der gemeinsamen Ziele. Es gibt nichts Erfüllenderes, als Menschen zu ermutigen, zu motivieren und dabei zu unterstützen über sich selbst hinauszuwachsen.

Martina Miciecki Coaching.Mentoring

Nachteile einer Sandwichposition

Führung in einer Sandwichposition bedeutet Mitarbeitende in einem operativen Bereich direkt zu führen, aber mindestens einer oder einem Vorgesetzten Bericht zu erstatten. Auf der einen Seite sollen Führungskräfte also in einer Sandwichposition ambitionierte strategische Zielvorgaben erreichen und auf der anderen Seite der Erwartungshaltung ihrer Mitarbeitenden gerecht werden. Oftmals fehlen leider klare Kommunikation oder klare Vorgaben von oben und Führungskräfte müssen sich irgendwie durchschlängeln. Ein Balanceakt oder Spagat, der nicht allen gelingt. Die Folgen sind Frustration bis hin zum Burnout, weil sie sich aufgerieben haben. Wie kommt es dazu?

Nachteil 1: Rollenkonflikt

Jeden Tag kann eine andere Herausforderung auf Dich warten. Du musst Dich dann schnell entscheiden, in welche Deiner Rollen Du schlüpfst. Gibt es ein Problem im Team, springst Du dort ein und unterstützt als Teamleiterin bei einer Lösung oder ersetzt operativ einen kranken Kollegen.

Ruft Dich Deine Vorgesetzte oder Dein Chef, weil die Zahlen nicht stimmen, überlegst Du Dir als Abteilungsleiterin neue Ansätze, wie Du die Produktivität steigern könntest. Ein Konflikt kann auch entstehen, wenn Du einen Entscheid mittragen und kommunizieren musst, der nicht Deinen Wertvorstellungen entspricht. Fordernd ist die Sandwichposition zudem, weil Du Informationen nicht mehr 1:1 weitergeben kannst, sondern filtern musst.

Dein Chef will mehr Leistung, weniger Kosten, mehr Umsatz? Dein Team arbeitet seit Wochen am Limit, ist ständig unterbesetzt und die Maschinen oder Geräte steigen immer wieder aus, weil die Chefetage keine neuen kaufen kann oder will? Du bist mittendrin…das kann an den Nerven zehren.

Nachteil 2: Vorbild sein (müssen)

Belastungen können nicht nur körperlich, sondern auch mental an Dir zehren, wenn Du in einer Sandwichposition bist. Du unterstützt das Team bei Engpässen, Du machst Überstunden, weil Deine Vorgesetzte unbedingt noch den Quartalsbericht bis heute Abend benötigt. Du kommst früher als alle und bleibst länger, weil Du ja jetzt Führungskraft bist und das wohl auch von Dir erwartet wird. Wie lange wirst Du das durchhalten?

Glaub mir, es ist kein gutes Zeichen, wenn Mitarbeitende Dir sagen, dass Du müde aussiehst, oder fragen, ob Du nicht mal langsam nach Hause gehen willst. Und es ist auch kein gutes Zeichen, wenn Du abends nicht mehr abschalten kannst und sich die Gedanken nur um den Arbeitstag drehen.

Ich habe in meiner Laufbahn nicht nur einmal gehört, dass Mitarbeitende keine Führungsposition anstrebten, „weil sie ja dann auch so viel arbeiten müssten wie ihre Vorgesetzten“. Führung soll Spass machen, also ist körperliche und mentale Gesundheit in einer Führungsposition absolut wichtig. Du bist Vorbild für andere – positiv wie negativ!

Nachteil 3: Leistungsdruck

Nicht selten wird der beste Facharbeiter zum Abteilungsleiter befördert oder die Beliebteste im Team zur Teamleiterin. Jedoch gelingt Facharbeitern nicht zwangsläufig die Führung. Oder die beliebteste Person im Team hat zwar immer ein Ohr für die Anliegen aller, kann sich aber nicht organisieren und Abgabefristen einhalten.

Von Führungskräften in der Sandwichposition wird erwartet, dass er oder sie alles kann, also operativ mitarbeitet und zudem die Abteilung und Mitarbeitenden weiterentwickelt und natürlich auch die Zielvorgaben erreicht. Es fehlt jedoch zu Beginn oder in jungen Jahren oftmals an Kompetenzen und Erfahrung, um alle Bereiche abdecken zu können. Dieser Leistungsdruck erfordert mentale Stärke und Organisationstalent. Da dies nicht jeder Person angeboren ist, kommt es oftmals zur Überforderung.

Wege aus dem Dilemma

Auch ich habe das Dilemma einer Sandwichposition mehrmals erlebt. Die eindrücklichste Erinnerung ist, als das Hotel, in dem ich arbeitete, umstrukturiert wurde. Die Dienstleistungen sollten unbedingt aufrecht erhalten werden, kein Gast sollte spüren, dass wir einsparen müssen, aber ein Drittel des Teams wurde gekürzt. Somit musste die Arbeit auf die verbleibenden Mitarbeitenden umverteilt werden, jeder musste mehr leisten und dabei noch freundlich lächeln – weil der Gast sollte es ja keinesfalls merken.

Ich bin daran fast zerbrochen. Geholfen hat mir ein Coach, mich wieder auf mich und meine Stärken zu besinnen und zu verstehen, dass die Überforderung mehrheitlich von aussen erzeugt wurde, was ich in dem Moment nicht beeinflussen konnte. Ich lernte mit dem Druck besser umzugehen, kündigte wenige Monate später und hatte danach weitaus komplexere Sandwichpositionen, die ich bestens meistern konnte.

Wie kannst Du der Sandwich-Falle entkommen?

  • Verstehe die Hierarchie, Ziele und Erwartungen des Unternehmens
  • Lass Dich in die Strategieentwicklung und die Entscheidungsprozesse einbinden, damit Du aktiv mitgestalten kannst
  • Finde Deinen eigenen Führungsstil
  • Erweitere Dein Kompetenzenprofil mit Schulungen, Trainings, einem Coach oder einer Mentorin im Bereich: Psychologie, Personalführung, Kommunikations- und Konfliktfähigkeit, Selbstorganisation/-führung, Veränderungsfähigkeit, strategisches Management, Teamentwicklung o.ä.
  • Lerne mit Druck und Stress gut umzugehen. (Hast Du eigentlich schon meinen kostenlosen Stresstest gemacht oder meine Tipps zum Stressabbau gelesen?)

Steht bei Dir eine neue Führungsposition an oder befindest Du Dich schon in der Sandwich-Falle?

Gerne unterstütze ich Dich dabei, die häufigsten Fehler zu vermeiden und Deine Selbst- und Führungskompetenz zu stärken. Interesse? Dann melde Dich bei mir: info@mm-coach.me

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Martina Miciecki Coaching.Mentoring

Die Autorin:
Hallo, ich bin Martina, diplomierte Coach und Betriebliche Mentorin FA. Ich zeige ambitionierten Nachwuchskadern und erfahrenen Führungspersönlichkeiten, wie sie souveräner, charismatischer und erfolgreicher ihre Führungsrolle ausüben können. Ich lebe in Frauenfeld (Schweiz), liebe meinen Balkongarten mit Blumen und Gemüse und schwöre auf Poweryoga für meine geistige und körperliche Fitness



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