Leadership vs. Bogenschiessen

Veröffentlicht von Martina Miciecki am

Leadership vs. Bogenschiessen. Auf den ersten Blick würde man meinen, das eine ist Beruf und das andere Hobby. Es gibt aber ganz viele Parallelen und Du kannst für Deine Führungsarbeit viel daraus lernen. Was Bogenschiessen mit Leadership gemeinsam hat, erfährst Du in diesem Blogpost.
Leadership_Bogenschiessen

Was haben Leadership und Bogenschiessen gemeinsam?

Auf den ersten Blick mag Dir diese Frage etwas seltsam vorkommen. Wenn Du aber Führungsperson bist und vielleicht einmal Bogenschiessen ausprobiert hast, könnte Dir eine oder mehrere der nachfolgenden Gemeinsamkeiten bekannt vorkommen. Ich würde Bogenschiessen nicht als mein Hobby bezeichnen, dafür komme ich viel zu selten dazu. Wenn ich aber die Chance habe, packe ich sie und bin jedes Mal aufs Neue begeistert, wie faszinierend dieser Sport ist. 

1. Fokus auf das Ziel behalten

Als Führungskraft solltest Du das Ziel nicht aus den Augen verlieren.

Dies kann ein Umsatzziel sein, ein angestrebtes Ergebnis, ein Prozess, ein Projekt usw. Deine Führung ist somit auf das Endziel ausgerichtet, das Du erreichen willst oder sollst. Dies kannst Du z.B. bei einer teambildenden Massnahme definieren.

Die Ziele je Abteilung, Team oder Person ergeben sich als Unterziele daraus. Im Arbeitsalltag verlieren wir uns oftmals in unwichtigen Hindernissen oder unnötigen Konflikten, die uns vom eigentlichen Ziel ablenken. 

Im Bogenschiessen gilt es ein Ziel zu treffen oder zu verfehlen. Ja, Du hast richtig gelesen. Ich durfte in mehreren Bogenschiessen kennenlernen, dass es verschiedene Varianten gibt, die die Konzentration schärfen:

die Zielscheibe im Zentrum treffen oder den Luftballon absichtlich verfehlen. Bewusst schiessen und intuitiv schiessen, d.h. mit offenen Augen die Zielscheibe fokussieren oder mit geschlossenen Augen an nichts denken, dann Augen öffnen und direkt schiessen. Eine tolle Erfahrung.

 

Was kannst Du für die Führungsarbeit daraus lernen?

Das grosse Ziel im Auge behalten, heisst auch mal bewusst daneben zu schiessen, intuitiv zu handeln und Variationen auszuprobieren. Lass Dich aufgrund kleiner Ablenkungen nicht vom Fokus auf das Endziel abhalten. Nicht nur für Dich selbst, sondern auch für Deine Mitarbeitenden.

Viele Wege führen zum Ziel. Binde Deine Mitarbeitenden bei der Suche ein oder lass Dich sogar von einer Abkürzung überraschen, die Du noch nicht kanntest. Möglich kannst Du dies machen durch interaktive Sitzungen und attraktive Teammeetings.

2. Bei sich bleiben

Du hast bestimmt schon gelesen oder gehört, dass Du als Führungsperson authentisch sein sollst. Leichter gesagt als getan.

Wie bleibt man authentisch…

  • wenn man als Führungsperson jemanden zurechtweisen soll, aber doch eher ein Harmoniemensch ist? 
  • wenn man an sich selbst hohe Ansprüche stellt, die aber ein Mitarbeitender nicht erfüllen kann?
  • wenn man viele Fachbücher gelesen hat, die Praxis aber irgendwie anders aussieht? 

Im Bogenschiessen kann ich das sehr gut üben, das „bei-mir-bleiben“. Für mich hat es sogar etwas Meditatives. Guten Stand finden, Körper ausrichten, Augen schliessen, auf die Atmung achten, Muskeln anspannen, Bogen aufziehen, Ziel fokussieren und Pfeil loslassen. 

Was kannst Du für die Führungsarbeit daraus lernen?

„Bei sich bleiben“ heisst regelmässig in sich hineinhören, Selbstreflektion üben. Nimm Dir Zeit, um Situationen nachher nochmals zu reflektieren: Was lief gut? Was weniger? Was würdest Du nächstes Mal anders machen? Wie hat die Mitarbeitende reagiert? Was hat der Mitarbeitende erwidert? 

Durch das Reflektieren von Situationen, Handlungen und Analysieren von Reaktionen schaffst Du Dir neuen Handlungsspielraum und Optionen für die Zukunft.

3. Übersicht und Ruhe bewahren

Immer dann, wenn es so richtig hektisch wird, braucht es jemanden, der die Übersicht und Ruhe behält. Das solltest Du in Deiner Funktion als Führungsperson sein. Sei es ein Brandalarm, Unfall eines Mitarbeitenden, ein Wasserrohrbruch oder ähnliches:

Wenn alle aufgeregt durcheinanderlaufen wie kopflose Hühner, solltest Du tief durchatmen, Ruhe ausstrahlen und mit klaren Anweisungen für Ordnung und Übersicht sorgen. Deine Übersicht und Ruhe wird sich auf Dein Team übertragen.

Im Bogenschiessen gab es einen Teamwettbewerb. Jeder hatte drei Pfeile und sollte bestimmte Felder treffen. Sobald alle die drei Pfeile abgeschossen hatten, wurde das Trefferbild ausgewertet und die nächste Runde begann. Es war erstaunlich zu sehen, in welchem Tempo manche schossen, obwohl dies nicht Teil der Aufgabe war. Zudem war es schwierig sich auf eine Scheibe zu konzentrieren, auf die auch andere zeitgleich schossen.

Hier konnte ich sehr gut üben, was es heisst Ruhe und Übersicht zu bewahren und sich weder vom Tempo noch von den bereits steckenden Pfeilen beeinflussen zu lassen.

 

Was kannst Du für die Führungsarbeit daraus lernen?

Ein schönes Sprichwort sagt: In der Ruhe liegt die Kraft. Wenn um Dich herum alle panisch sind, atme tief ein und aus, versuche ruhig zu bleiben und klar zu denken.

Finde heraus, welcher Stresstyp Du bist und wie Du am Besten Stress abbauen oder Resilienz aufbauen kannst.

Wäge ab und priorisiere. Sei der Dirigent im Orchester und teile Aufgaben nach Stärken zu.

Nach der brenzligen Situation machst Du am Besten eine Nachbesprechung. Was lief gut? Was weniger? Was kann unternommen werden, um nächstes Mal eventuell besser vorbereitet zu sein?


4. Nicht jeder Schuss ist ein Treffer resp. jede Entscheidung die richtige

Jede Führungspersönlichkeit wächst mit ihren Aufgaben. Meine eigene Erfahrung und die meiner ehemaligen Mitarbeitenden und meiner Kunden haben es vielfach gezeigt. Da gehört es dazu, dass man auch falsche Entscheidungen trifft. (Hier gebe ich Dir mehr Informationen zu richtigen Entscheidungen und 5 Entscheidungshilfen.)

Ich habe sicherlich auch viele falsche Entscheidungen in meinem Leben getroffen. Das unerwünschte Ergebnis hat mir jedoch weitergeholfen, auch wenn es in dem Moment schwer zu ertragen war, mit den Konsequenzen umzugehen.

Im Bogenschiessen benötigt es Geduld, Technik und Übung. Für mich war es am Schwierigsten zuerst eine stabile Position zu finden und diese ruhig zu halten bis ich den Pfeil loslassen wollte. Körper und Geist müssen zusammenarbeiten. Und dann dran bleiben, korrigieren, nachjustieren und üben, üben, üben.

Was kannst Du für die Führungsarbeit daraus lernen?

Auch in der Führung benötigst Du Geduld, Technik und Übung. Aus jeder Entscheidung – ob richtig oder falsch – kannst Du lernen. Menschen sind Gewohnheitstiere und Du entscheidest in der Regel, wie Du immer entschieden hast. Das ist Dein roter Faden im Leben, der Dich prägt. Es heisst aber nicht, dass das immer so bleiben muss.

Justiere nach, wenn Deine Entscheidung nicht ganz die gewünschte Wirkung erzielt hat. Sei mutig in Deiner Entscheidungen und Du wirst erstaunt sein, wie sich das Ergebnis verändern wird.

5. Nicht aufgeben

Um eine Führungsperson zu werden oder zu bleiben, solltest Du eine gewisse Stressresistenz aufbauen. Du wirst enttäuscht werden von Mitarbeitenden oder Kolleg:innen, die Zusagen nicht einhalten. Du wirst Reklamationen einstecken müssen, für die Du vielleicht nicht einmal verantwortlich bist. Du wirst nachts schlecht schlafen, weil am anderen Tag ein schwieriges Gespräch ansteht. Du wirst einen Spagat machen müssen, um den Anforderungen seitens Geschäftsleitung und seitens Team gerecht zu werden. Das lässt Dich zweifeln, auch wenn es völlig normal ist. In einer Sandwich-Position musst Du immer jonglieren.

Im Bogenschiessen habe ich mit Rückschlägen kämpfen müssen. Wenn ich dachte, jetzt habe ich verstanden, wie ich stehen, den Bogen halten und zielen muss, war ich umso mehr enttäuscht, wenn der Pfeil am Ziel vorbei ging. Aufgeben war kein Thema. Im Gegenteil, mein Ehrgeiz wurde umso grösser. Ich beobachtete andere, fragte den Trainer und probierte es neu. 

Was kannst Du für die Führungsarbeit daraus lernen?

Nicht aufgeben! Mit Rückschlägen kannst Du rechnen und lernen damit umzugehen. Du musst nicht alles wissen und für alles sofort eine Lösung parat haben. Für ein gutes Selbstmanagement, solltest Du regelmässig Deine Führungsarbeit reflektieren. Und wenn Du nicht weiter weisst, hol Dir Unterstützung von jemand anderem. Dies kann ein Kollege auf gleicher Hierarchiestufe sein, aber auch ein Coach oder eine Mentorin, die mit Dir Situationen reflektiert und neue Lösungsansätze erarbeitet. 

6. Erfolge feiern

In der heutigen Leistungsgesellschaft wird leider viel zu oft vernachlässigt, wie wichtig es für die Motivation und das Teambuilding ist, Erfolge gemeinsam zu feiern. Durch Umstrukturierungen wird die gleiche und mehr Arbeit auf immer weniger Schultern umverteilt. Und dies wird leider oftmals als normal betrachtet. (Die Antwort auf die Frage, ob Mitarbeitende motivieren zu Deinen Aufgaben zählt, findest Du hier.)

Ich meine nicht damit, dass Mitarbeitende für Ihre Aufgaben immer gelobt und belohnt werden müssen. Sondern ich meine damit die Anerkennung für besondere Momente, aussergewöhnliche Situationen und überdurchschnittliche Leistungen. Also echte Wertschätzung.

Im Bogenschiessen (oder auch anderen Sportarten), werden Erfolge gefeiert. So durfte ich es auch erleben. Man gratuliert sich gegenseitig und stösst hinterher mit einem Gläschen an. 

 

Was kannst Du für die Führungsarbeit daraus lernen?

Nutze Momente, in denen Du einer oder einem Mitarbeitenden, einem Team oder der ganzen Belegschaft Deine Wertschätzung zum Ausdruck bringen kannst. Es sind kleine Gesten, die sehr grosse Wirkung erzielen können.

  • Hat ein Team Krankheitsausfälle von Kollegen über längere Zeit durch Mehrarbeit kompensiert, schenke jedem einen zusätzlichen Urlaubstag.
  • Hat die Belegschaft das Umsatzziel erreicht, gib eine Runde nach Feierabend aus.
  • Hat eine Mitarbeitende eine Situation gerettet und mutig Verantwortung übernommen, bedanke Dich mit einem passenden Geschenk.
  • Hat ein Team die Ziele vorzeitig erreicht oder übertroffen, organisiere einen Teamabend zum Bowling.

Vor allem die Momente, die ich ausserhalb der Arbeitszeit zusammen mit meinem Team verbringen durfte, waren besonders wertvoll. Ich konnte mein Team und sie mich nochmals besser kennenlernen. 

Ich erinnere mich noch sehr gerne an unsere Gespräche bei einer guten Flasche Wein oder an unsere gemeinsamen Bowling-Abende. Die gemeinsamen Erlebnisse haben uns zusammengeschweisst und Freundschaften sind entstanden, die bis heute andauern.

Hast Du Bogenschiessen schon mal ausprobiert und konntest die Parallelen finden? Kommentiere gerne.

P.S.: Ja, das auf dem Bild bin ich und ich habe gar nicht schlecht ins Ziel getroffen :o)

P.P.S: Bist Du neugierig geworden, möchtest Bogenschiessen ausprobieren und oben genannte Parallelen live erleben?  Hier findest Du weitere Informationen.

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Martina Miciecki Coaching.Mentoring

Die Autorin:
Hallo, ich bin Martina, diplomierte Coach und Betriebliche Mentorin FA. Ich zeige ambitionierten Nachwuchskadern und erfahrenen Führungspersönlichkeiten, wie sie souveräner, charismatischer und erfolgreicher ihre Führungsrolle ausüben können. Ich lebe in Frauenfeld (Schweiz), liebe meinen Balkongarten mit Blumen und Gemüse und schwöre auf Poweryoga für meine geistige und körperliche Fitness.

Kategorien: Leadership

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