Nein sagen ohne schlechtes Gewissen

Veröffentlicht von Martina Miciecki am

Nein sagen ohne schlechtes Gewissen. Wie soll das gehen? Dein Schreibtisch quillt über und da kommt Dein Chef noch mit Zusatzaufgaben, die zu erledigen sind. Du wolltest heute pünktlich los und die Kollegin fragt Dich, ob Du ihr noch schnell etwas erklären kannst. Noch bevor Du Nein sagen kannst, rutscht Dir ein Ja raus und Du hast noch mehr Arbeit und machst Überstunden. Kennst Du das? Wie Du es schaffst Nein zu sagen ohne hinterher ein schlechtes Gewissen zu haben oder andere vor den Kopf zu stossen, erfährst Du hier.

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Warum uns Nein sagen so schwer fällt

Wenn wir tagtäglich und immer wieder gerne Ja sagen, warum fällt uns ein Nein eigentlich so schwer? Das Wort Nein ist für uns in der Regel seit der Kindheit negativ besetzt. Wir wollen Süssigkeiten essen, auf den Baum klettern, fernsehen etc. und erhalten ein Nein als Antwort von den Eltern. Nein ist somit gleichgestellt mit einer Ablehnung oder einem Verbot. Und im schlimmsten Fall folgen Konsequenzen, wenn wir uns als Kinder dem Nein widersetzt haben.

Wie bereits an anderer Stelle zum Thema Individualpsychologie erklärt, prägen uns bereits die ersten Lebensjahre. Wir suchen uns aufgrund der Erlebnisse und der Menschen, die uns als Kinder umgeben, eine Strategie, wie wir unser Leben zu bewältigen versuchen. Der Abgleich mit dem Verhalten des Umfelds bewirkt, dass wir uns Hilfe in der Gemeinschaft holen oder aber die gefühlte Minderwertigkeit gegenüber anderen zu kompensieren versuchen. Mehr zu diesem Thema und Lösungen findest Du auch in meinen Blogbeiträgen Die Stimme im Kopf und Aufhören sich zu vergleichen.

Daraus ergeben sich folgende Gründe für unser negatives Gefühl bei einem Nein:

  • Angst vor möglichen Konsequenzen: Du glaubst, Deine Chefin wird denken, dass Du nicht belastbar bist, und Du stehst deshalb bei der nächsten Kündigungsrunde ganz oben auf der Liste.
  • Angst nicht (mehr) gemocht zu werden: Du glaubst, wenn Du die Kollegin nicht unterstützt, mag sie Dich nicht mehr oder sie erzählt gleich den anderen im Team, wie unkollegial Du Dich verhalten hast.
  • Angst, andere vor den Kopf zu stossen: Du glaubst, dass Du mit der Ablehnung einer Aufgabe die Gefühle der anderen Person verletzt, diese Person verärgerst oder damit die Teamstimmung beeinträchtigst.
  • Angst nicht die Erwartungen anderer zu erfüllen: Du glaubst, Dein Chef wird sicher enttäuscht von Dir sein. Die Kollegen halten Dich bestimmt für egoistisch. Du bist neu im Team und Dein Engagement wird von allen erwartet.
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Die Folgen für Ja-Sager

Es geht nicht darum, dass Du grundsätzlich alles ablehnst, was an Dich herangetragen wird. Es geht darum abzuwägen, wann ein Nein klug und sinnvoll ist. Laut wissenschaftlicher Studien schaden ständige Mikrounterbrechungen unserer Konzentration und Motivation.

Du wirst aus Deiner Hauptaufgabe herausgeholt, musst Dich ständig wieder neu fokussieren, wirfst den Zeitplan über den Haufen, schiebst Deine eigentliche Aufgabe nach hinten und bringst diese nicht rechtzeitig oder in schlechterer Qualität zu Ende.

Weitere mögliche Folgen sind, dass Du Dich ausgenutzt fühlst oder tatsächlich ausgenutzt wirst. Du bist dann enttäuscht und ärgerst Dich über Dich selbst und natürlich über den doofen Chef oder die nervigen Kolleg:innen. Im schlimmsten Fall musst Du Dich dann auch noch dafür rechtfertigen, dass Du Dein Zeitmanagement nicht im Griff hast oder Dich nicht organisieren kannst.

Oder Deine Hilfsbereitschaft schlägt in ein Helfersyndrom um und Du kannst gar nicht mehr anders. Du stellst Deine persönliche Interessen immer hinten an, arbeitest Dich auf und läufst Gefahr für ein Burn-Out oder andere gesundheitliche Schäden.

Ja, Jein oder Nein?

Gerade als Führungskraft solltest Du immer Zeitfenster für Unvorhergesehenes, für Dich selbst und für die Anliegen Deiner Mitarbeitenden freihalten. Wenn eine zusätzliche Aufgabe oder Anfrage an Dich gestellt wird und bevor Du „Ja“ rufst, stelle Dir selbst oder Deinem Gegenüber folgende Fragen:

  1. Um was geht es genau?
  2. Welches Ziel soll damit erreicht werden?
  3. Welche Erwartung ist mit der Aufgabe verbunden?
  4. Welche Dringlichkeit hat die Aufgabe?
  5. Welcher Zeitaufwand wird benötigt?

Erbitte Dir kurze Bedenkzeit, indem Du z.B. sagst: „Ich bin bereits in einigen wichtigen Projekten/terminierten Aufgaben involviert“ oder „Ich übernehme aktuell ja bereits die Krankheitsvertretung für Kollege X“ . Und dann sagst Du: „Ich denke gerne darüber nach und melde mich -sagen wir – in 1 Stunde bei Ihnen?“ In dieser Zeit wägst Du ab:

  1. Was hast Du oder Dein Team davon? Bringt es Dich voran? Hast Du einen Vorteil durch die Zusatzaufgabe?
  2. Wie könntest Du helfen? Könntest Du eine andere Aufgabe dafür zurückstellen oder abgeben? Oder nur mitwirken, aber die Verantwortung jemand anderem überlassen?
  3. Wer könnte am besten helfen? Selbst machen oder delegieren?
  4. Wer verdient Deine Unterstützung? (Ja, Du hast richtig gelesen. Es geht um ein gesundes Miteinander, um Geben und Nehmen.)

Wenn Du zu dem Schluss kommst, dass diese Aufgabe oben genannte Anforderungen erfüllt, sag Ja und organisiere dann alles Weitere.

Wie Du Nein sagst

Du bist zu dem Schluss gekommen, dass Du die Aufgabe ablehnen musst, weil oben genannte Kriterien nicht erfüllt sind. Aber wie sagst Du es nun Deinem Chef oder Deinen Kolleg:innen? Gehe am besten wie folgt vor:

  • Bleibe höflich, aber bestimmt beim Nein
  • Begründe Deine Entscheidung, z.B. „Ich habe gründlich darüber nachgedacht. In Anbetracht meiner anderen Aufgaben und Projekte sehe ich jedoch keine Möglichkeit. Ich kann das Projekt daher nicht übernehmen.“ Oder „Vielen Dank für das Angebot, dass Sie mir diese Aufgabe anvertrauen möchten. Ich habe es mir gründlich überlegt und bin zum Entscheid gekommen abzulehnen.“
  • Bleibe hart, auch wenn Deine Chefin oder Kolleginnen Dich nun versuchen zu überreden („Du bist dafür die beste“ oder „Frau Müller ist krank, ich habe sonst niemanden, der das kann“ oder „Ohne Sie schaffe ich das nicht“ oder „Sie schaffen das schon irgendwie, ich weiss das“.)
  • Verwässere Deine Antwort nicht mit einem eigentlich, eventuell, unter Umständen, leider
  • Wiederhole Dein klares Nein und signalisiere auch mit Deiner Körpersprache, dass es da nichts zu diskutieren gibt. Du hattest es Dir gründlich überlegt. Stehe gerade und aufrecht, schaue Deinem gegenüber in die Augen, atme tief durch und sprich mit kräftiger Stimme Dein „Nein“ aus. Im Bedarfsfall kannst Du Dein Nein noch untermauern mit: das geht nicht; das möchte ich nicht; ich will nicht; das kommt für mich nicht in Frage.
  • Bei Kolleg:innen, die Dich um einen Gefallen bitten, könntest Du alternativ auch ehrlich sagen, dass Du einen Termin hast und pünktlich gehen musst. Aber dass Du gerne am anderen Tag auf sie zukommst und ihr das PC-Programm erklärst oder die ausführliche Antwort auf die Frage geben wirst.

Fazit

Als Führungskraft wird von Dir Organisation, Zeitmanagement, Durchsetzungsvermögen und Prioritäten setzen vorausgesetzt. So kannst Du zeigen, dass Du sehr gut einschätzen kannst, was und wie viel Du Dir wann zumuten kannst. Du signalisierst damit auch Deine Grenzen.

Selbstfürsorge ist ein wichtiger Teil, um Deine Führungsarbeit langfristig gut leisten zu können. Du wirst somit zwangsläufig immer wieder mal NEIN sagen müssen, damit Du JA zu den wirklich wichtigen Dingen sagen kannst.

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Martina Miciecki Coaching.Mentoring

Die Autorin:
Hallo, ich bin Martina, diplomierte Coach und Betriebliche Mentorin FA. Ich zeige ambitionierten Nachwuchskadern und erfahrenen Führungspersönlichkeiten, wie sie souveräner, charismatischer und erfolgreicher ihre Führungsrolle ausüben können. Ich lebe in Frauenfeld (Schweiz), liebe meinen Balkongarten mit Blumen und Gemüse und schwöre auf Poweryoga für meine geistige und körperliche Fitness.



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